Wilfried Seipel in Katalog "1 Nervensommer", Texte von Friederike Mayröcker, Bilder von Andreas Grunert, Kunsthistorisches Museum Wien, 2002

(...) Andreas Grunert bedient sich in seinem Werk einer archaisch anmutenden Bildsprache, die von der Reduktion auf eine sehr sparsame Farbpalette und Zeichensetzung geprägt ist. Er verzichtet in seinen Kompositionen auf jegliche Zentralperspektive, auf Modellierung und damit auf Plastizität. Sein Bildraum endet mit der Malfläche, wobei die Leinwand oft ungrundiert bleibt, die Motive scheinen geradezu auf diesem offenen, bodenlosen Bildgrund zu schweben. Einzelne Motive wie menschliche Figuren, Tiere oder Gegenstände sind wohl deutlich wiederzuerkennen, doch sind sie keinem Handlungsablauf unterworfen und ihr Zusammenhang bleibt rätselhaft. Grunert verwendet seine eigene, über Jahre hinweg entwickelte Symbolsprache. Er schafft damit surrealistisch anmutende Traum-Bilder, die zur Assoziation anregen, die sich jedoch einer endgültigen Entschlüsselung entziehen. Und genau das ist die Intention des Künstlers, der seine Arbeit selbst als intuitiv bezeichnet und in dem Geheimnis einen Wert an sich sieht. Raum und Zeit werden in Grunerts Bildern bedeutungslos und doch spielen gerade diese Komponenten eine große Rolle, da sich der Mensch ihnen nicht entziehen kann. Grunert Werke wollen nicht belehren, sie möchten als Denkbilder verstanden sein, die zur mediativen Betrachtung und zum Nachdenken einladen. (...)